Medienmitteilung

Ungeplante Operation am offenen Herzen der Stadt Zürich

Sehr geehrte Damen und Herren

Die Spitalplanung steht im Gesamtzusammenhang der Entwicklung von Spitalerweiterung und Festigung des Hochschulstandorts der Stadt Zürich. Sie gehört zu den komplexesten Planungen in der Geschichte der Stadt Zürich überhaupt und betrifft das städtebaulich hochsensible Gebiet von Zürichs Stadtkrone mit ihren Ikonen der Architekturgeschichte: Universität Zürich, ETH Zürich und der Hauptbau des Universitätsspitals Zürich von Haefeli Moser Steiger (HMS-Bau).

Am Mittwochabend, 15. Mai 2019, kommt folgender Antrag im Gemeinderat zur Abstimmung:

Der Stadtrat wird beauftragt, die zuständige Direktion des Kantons Zürich aufzufordern, die notwendigen Vorbereitungen zu treffen, um die definitive Nichtunterschutzstellung des HMS-Baus (Universitätsspital) zu verfügen.

So lautet der Antrag der Gemeinderatskommission HBD/SE mit Zustimmung zum Dispositiv aller Kommissionsmitglieder, bei einer Enthaltung.

Der Zürcher Heimatschutz tritt mit grosser Entschlossenheit für die Erhaltung des Baus von Haefeli Moser Steiger, dem Kerngebäude des Universitätsspitals, ein. Er gehört mit dem umgebenden Park zu den Kronjuwelen Zürichs. Einen Diamanten mutwillig zum Billigpreis zu verschleudern, kommt einer ungeplanten Operation am offenen Herzen der Stadt gleich.


Eine Inventarentlassung zum jetzigen Zeitpunkt hiesse, den Gesamtgewinn einer gelungenen Grossplanung in den Sand zu setzen:

Der HMS-Bau ist ein hochrangiges Schutzobjekt

Der HMS Bau hat eine enorme nationale Bedeutung, sowohl architektonisch-kulturell als auch sozial-geschichtlich für den Schweizer Spitalbau. Zum einen ist er ein typischer Vertreter der internationalen Moderne (Spitalbau im Landschaftsraum, zu Sonne, Licht und Luft geöffnet - man denke an das archetypische Sanatorium von Alvar Aalto in Paimio, Finnland). Zum anderen erzählt dieser Bau eine beispiellose Geschichte, wie die kleine Schweiz während der grössten Entbehrungen des Zweiten Weltkrieges und in der Not der kargen, unmittelbaren Nachkriegszeit es dennoch geschafft hat, ein derart beispielhaftes Grossprojekt zu realisieren.

Das Neubauprojekt Gloriastrasse ist gelungen

Das Neubauprojekt der Architekten Christ & Gantenbein ist auf den HMS-Bau abgestimmt und ermöglicht gleichzeitig die künftige Spitalentwicklung. Die gelungene Planung ging von der Prämisse aus, dass der HMS-Bau stehen bleibt. Ebenso ist mit einem grossen zeitlichen und finanziellen Aufwand gerade erst ein Aussenraumkonzept erstellt worden, welches ebenfalls genau auf diese Voraussetzung abstellt.
Die NZZ schrieb am 9. Januar 2019: «Auch städteplanerisch habe man die Hausaufgaben gemacht, sagte Waser. Die Neubauten eröffneten Sichtlinien, und zahlreiche Wege querten dereinst das Spitalareal. Das ist ein grosser Wunsch aus dem Quartier. Vor allem nutzen die Architekten die maximal mögliche Gebäudehöhe von 512 Metern über Meer nicht aus. Das Dach des nördlichen Trakts, dem höchsten Gebäude liegt 13 Meter niedriger.» (Martin Waser, Präsident des Spitalrats)

Eine Inventarentlassung des HMS-Baus schafft Unwägbarkeiten für Uniklinik, Universität, Quartier und Bevölkerung

Wie aus den Planunterlagen ersichtlich, bildet der HMS-Bau das historische Zentrum des Universitätsspitals. Sein Erhalt war – zusammen mit der alten Anatomie – Grundlage für die Planung der Gesamterneuerung. Das Votum der Gemeinderatskommission beinhaltet das Risiko, dass die Gesamtplanung zurück auf Feld 0 geworfen wird; mit allen Unwägbarkeiten für die Zukunft der Universität, des Universitätsspitals und vor allem auch für das Quartier und die Bevölkerung.

Hier geht es zum interaktiven Plan des Universitätsspitals bis zum Endausbau 2045: usz-arealentwicklung.ch 

Als Gebäude erhalten bleiben der HMS-Bau und die alte Anatomie. Der Modulbau ist im Endzustand 2045 nicht mehr vorhanden.

Der HMS Bau verstellt den Zugang und Blick auf den Park nicht

Die Behauptung, der HMS-Bau würde den Zugang und Blick zum Park verstellen, ist nicht nachvollziehbar. Im Gegenteil fasst der HMS-Bau den Park räumlich. Der HMS-Bau und der Park bilden eine konzeptionelle Einheit, welche die Spitalentwicklung nicht behindert, sondern ergänzt. Aktuell und bis zur Fertigstellung des Spitalprojekts im Jahr 2045 ist es der Modulbau, der den Park beeinträchtigt und verstellt.

Der HMS-Bau wird genutzt und kann auch in Zukunft einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden

Die Behauptung, dass der HMS-Bau nicht nutzbar ist, wird bereits durch die Tatsache widerlegt, dass im frisch renovierten Osttrakt das Herzzentrum untergebracht ist. Zudem dient der HMS Bau während der Erweiterungsphase zusammen mit dem Modulbau als Rochadefläche. In späterer Zukunft lässt sich der HMS-Bau beispielsweise zur Unterbringung von Verwaltungsbereichen nutzen, die zurzeit kostbaren Wohnraum in der Umgebung belegen. Diese Wohnhäuser zu räumen, wurde bereits mehrfach in Aussicht gestellt.

Kein nachhaltiger Umgang mit Steuergeldern

Es wurden erhebliche Mittel – 123,5 Mio. Franken – in die Renovation des Osttrakts investiert. Er ist vorbildlich renoviert worden.

Kein nachhaltiger Umgang mit Bausubstanz

Intakte und funktionstüchtige Bauten ohne Not abzureissen, statt über ihren Erhalt und eine sinnvolle Umnutzung nachzudenken, ist kein nachhaltiger Ansatz. In ihnen stecken viel graue Energie und wertvolle Baumaterialien.

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Ungeplante Operation am offenen Herzen der Stadt Zürich
Medienmitteilung vom 14. Mai 2019