Neujahrsblatt 2018

Die Gründeretappen der Familienheim-Genossenschaft Zürich sind gefährdet und vom Abriss bedroht. Die Genossenschaft vertritt den Standpunkt, dass die Wohnungen und Einfamilienhäuser heutigen Wohnbedürfnissen nicht mehr gerecht würden und eine Instandstellung zu kostspielig wäre. Eine Sanierung wurde gar nie ernsthaft geprüft. Zudem belegt eine Umfrage unter den Genossenschaftlerinnen und Genossenschafter, dass die Zufriedenheit mit den Wohnverhältnissen überdurchschnittlich hoch ist. Eine Besichtigung zeigte, dass die Wohnungen und Häuser in den beiden Gründersiedlungen komfortable Grundrisse und Flächen aufweisen. Die Stadt ihrerseits ist bereit, im Namen der Verdichtung eine der ersten und architekturhistorisch bedeutendsten Siedlungsetappen aufzugeben. Diese bildeten den Auftakt zur Realisierung der Gartenstadtidee nach Ebenezer Howard. Die Idee der Gartenstadt beinhaltet mehr als ein paar Häuserzeilen in grossen Gärten. Vielmehr handelt es sich um ein umfassendes Siedlungskonzept, das von der Lebensreformbewegung inspiriert wurde und eine Antwort war auf die miserablen Lebensbedingungen der Arbeiterschaft in den grossen Städten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die wunderbaren und grossen Gärten der Etappen I und II sind nicht nur ein wichtiger Bestandteil dieses Konzepts, sondern auch ein wichtiger Beitrag ans Stadtgrün. Sie dürfen nicht als Baulandreserve betrachtet werden.

Herausgeber und Verlag: Stadtzürcher Heimatschutz, ISBN 978-3-9524249-4-0